Sonntag, 3. April 2011

Die große Zukunft des Buches

Liest man Vilém Flussers Aufsätze fällt auf, dass seine Thesen die komplexe Realität sehr vereinfachen (Zum Beispiel hier.). Unter dem Eindruck der durch Fernsehen und Fotografie bestückten neuen, technischen Bildwelten hält er es in extremer Zuspitzung für möglich, dass die Schrift gar ganz verdrängt werden könnte. Dies mag damit zusammenhängen, dass Flusser, der 1991 starb, nicht mehr die Hoch-Zeit des Internets erlebte, die uns Internetkonsumenten wieder voll und ganz an eine Schriftkultur heranführt, der technisch erzeugte Bilder zur Seite stehen.

Lauschen wir vor diesem Hintergrund ein wenig den beiden Buchliebhabern und –sammlern Jean-Claude Carrière, seines Zeichens Drehbuchautor, und Umberto Eco, Semiologe. In ihrem bei Hanser 2010 erschienenen, von Jean-Philippe Tonnac begleiteten, Gesprächsbuch „Die große Zukunft des Buches“ sprechen beide für ihre Überzeugung, dass das Buch nicht sterben wird.

Zum anderen geht es um die Frage, was die in unseren Bibliotheken ruhenden Buch-Schätze auszeichnet? Ob die Bücher wirklich getreues Abbild dessen sind, was der menschliche Geist mit mehr oder minder glücklicher Inspiration geschaffen hat? Denn das, was wir Kultur nennen, ist ja in Wirklichkeit ein langer Prozess des Auswählens und Filterns.

Ob überraschend oder nicht, ist auch die Dummheit Thema des Buches: „Das Vergnüglichste an Carrières und Ecos Unterhaltungen ist aber vielleicht die Hommage, die darin der Dummheit erwiesen wird, welche all die beharrlichen Anstrengungen der Menschheit stumm verfolgt und sich niemals für ihr gelegentlich vorlautes Benehmen entschuldigt.“ (10) – Schließlich lernen wir vom Abenteuer des Menschen sowohl durch seine Glanzleistungen als auch durch seine Misserfolge.

Doch was hat es nun im Zeitalter des Internet mit unserer Schriftkultur auf sich?
Es folgen drei Lesenotizen: Erstens, zur Wiedergeburt der Schriftkultur im Zeitalter des Internet, zweitens zur Frage der Zensur durch Addition von Information, drittens dazu, wie trügerisch das Versprechen neuer Technologien ist, uns mit ihrer Neuheit zu Besserem zu befähigen.

Alle verwendeten Zitate sind gekennzeichnet.

Teil 1 - Zeitalter des Internet = Zeitalter des Alphabets
Teil 2 - Von der „damnatio memoriae“ und spontanem kollektiven Vergessen
Teil 3 - Technik versus selber denken

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