Sonntag, 3. April 2011

Zeitalter des Internet = Zeitalter des Alphabets

Teil 1 der Lesenotiz zur "großen Zukunft des Buches".

Umberto Eco: Das Internet führt uns zurück zum Alphabet – „Wenn wir je geglaubt hatten, wir seien in eine Kultur des Bildes eingetreten, so führt uns der Computer wieder zurück in die Ära Gutenberg, und heutzutage sieht sich jedermann gezwungen zu lesen.“ (14)
Der Computer ist heute der Datenträger an Stelle des Buches – der PC macht es oft schwierig, längere Texte zu lesen (Augen wie Tennisbälle) und ist auch schwer mit in die Badewanne zu nehmen. Bücher sind da viel flexibler und werden bestimmt erhalten bleiben: „Entweder bleibt das Buch materieller Träger des Lesens oder es wird etwas geben, das dem gleicht, was das Buch seit jeher war, schon vor der Erfindung des Buchdrucks.“ (14)

Jean-Claude Carrière: Stimmt – noch nie musste man soviel lesen und schreiben wie in unseren Tagen. Wir tun dies sogar in noch komplexerer Weise als früher, weil neue Zeichen und Codes hinzugekommen sind.
Von einer Rückkehr zur Oralität kann erst dann die Rede sein, wenn der Computer das, was wir sagen, direkt verarbeitet.

Kann man sich gut ausdrücken, wenn man nicht lesen und schreiben kann?

Umberto Eco: Ja! Denken wir an Homer, der gehörte auch einer oralen Tradition an.

Jean-Claude Carrière: Kann man sich heute einen Schriftsteller vorstellen, der seinen Roman diktiert, ohne die vermittelnde Funktion des Geschriebenen, und der nichts kennt von der Literatur, die ihm vorausgegangen ist? – Wohl kaum.

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